Abwasser bzw. Grauwasser ist für den Camper gleichbedeutend mit dem gebrauchten Wasser aus Bad und Küchenspüle, das im entsprechenden „Grauwassertank“ landet. Laut Wikipedia stimmt der Begriff „Grauwasser“ hier nicht so ganz, denn (Hervorhebung durch uns):

Die Europäische Norm 12056-1 definiert Grauwasser als fäkalienfreies, gering verschmutztes Abwasser, wie es etwa beim Duschen, Baden oder Händewaschen anfällt, aber auch aus der Waschmaschine kommt und zur Aufbereitung zu Brauch- bzw. Betriebswasser dienen kann. Das Küchenabwasser hingegen wird wegen seiner hohen Belastung mit Fetten und Speiseabfällen ausgenommen. [1. Artikel „Grauwasser“ bei Wikipedia]

Aus nachvollziehbaren Gründen sammelt sich das gesamte Abwasser beim Wohnmobil also in einem Abwasser-Tank, auch wenn Küchenspülenwasser dabei ist. Der Inhalt der Campingtoilette gehört nicht dazu.

Tank und Leitungen

Der Grauwassertank fasst im Durchschnitt gut 100 Liter[2. Reinhard Schulz: Allgemeines Wohnmobil-Handbuch, WOMO-Reihe Band 5, S. 127], bei Luxusreisemobilen auch deutlich darüber bis zu mehreren hundert Litern. Da es sich um schmutziges Wasser handelt, kommt es hier schnell zur Bakterienvermehrung und damit zu unangenehmen Gerüchen. Diese können sich sich auch im Wohnmobil selbst bemerkbar machen, und zwar dann, wenn in den Waschbecken kein geruchsstoppender Siphon verbaut ist, die Gerüche also durch die offenen Leitungsrohre wieder nach oben steigen, vorzugsweise während der Fahrt. Wenn auf die Schnelle kein Siphon nachgerüstet werden kann, hilft in diesem Fall, die Abflüsse mit Stopfen zu verschließen.

Es gibt jedoch verschiedene Siphons, die – sofern man bauartbedingt an die Armaturen unterhalb der Becken herankommt – recht einfach nachgerüstet werden können. Nichtsdestrotz empfiehlt es sich, das Grauwasser nicht übermäßig lange im Tank zu lassen, sondern regelmäßig zu entsorgen, nicht nur aus Geruchsgründen, sondern auch um nicht unnötig viel Gewicht herumzufahen.

Problematisch kann es je nach Winterfestigkeit des Reisemobils bei Temperaturen unter oder in der Nähe von 0° C  werden, wenn das Ablassrohr des Abwassertanks oder sogar das stehende Wasser im Abwassertank einfrieren. Für frostige Nächte empfiehlt es sich in solchen Fällen, das Abwasserrohr offen zu lassen und z.B. eine flache Spülwanne unterzustellen. Diese muss natürlich überwacht und regelmäßig entleert werden. Da das gebrauchte Wasser meistens noch relativ warm ist, fließt es so direkt durch den Tank in die Wanne und kann – sofern die Temperaturen nicht völlig sibirisch sind – ablaufen.

Entsorgung

Bei der Entscheidung, wie man Abwasser ökologisch und sozialkompatibel entsorgt, spielen verschiedene Aspekte eine Rolle:

  • Handelt es sich bei der Kanalisation um ein Mischsystem oder Trennsystem, in dem Regenwasser und Brauchwasser getrennt abgeführt werden? In einem Mischsystem könnte das Abwasser „eigentlich“ problemlos abgelassen werden.
  • Wie sind die gesetzlichen Bestimmungen zum Ablassen von Brauchwasser im Reiseland?
  • Will man sich ökologisch korrekt verhalten?
  • Nicht zuletzt: Welchen Ruf haben Wohnmobilreisende durch ihr Verhalten zu verlieren? Welchen Eindruck macht man auf seine Umwelt, wenn man sein Abwasser einfach in den Straßengulli entsorgt? Wissen die Nachbarn, dass es sich um harmloses Seifenwasser handelt?

Zu empfehlen ist in den allermeisten Fällen, die angebotene Camping-Infrastruktur zum Entsorgen von Abwasser zu nutzen – viele Stellplätze und praktisch alle Campingplatze bieten entsprechende Gullis für diesen Zweck an und meist muss ja sowieso die Station genutzt werden, um auch den Toiletteninhalt zu entsorgen. In Ausnahmefällen lässt sich in Städten mit Mischkanalisation sicher auch einmal ein etwas abgelegener, normaler Gulli finden, der für die Abwasserentsorgung geeignet ist. Völlig tabu ist das Ablassen des stinkenden Wassers während der Fahrt oder auf dem Stellplatz.

Ablassrohr

Für das Ablassen des Grauwassers haben sich bei den Reisemobilmodellen unterschiedliche Varianten herausgebildet. Die meisten Wohnmobile haben ein Abflussrohr, dass seitlich über einen Ventilverschluss erreichbar ist. Man fährt also mit dem Fahrzeug seitlich über einen Ablassgulli und öffnet das Ventil. Das Fahrzeug wird positioniet, je nachdem, ob sich das Rohrende zur Seite hin oder mit einem Knick nach unten hin öffnet.

Bei einigen Kastewagenmodellen findet sich das Ablassventil in der Mitte unterhalb des Fahrzeugs, so dass mittig über den Ablassgulli gefahren werden muss – diese Variante ist nicht kompatibel mit allen Typen von Entsorgungsstationen.

Reinigung des Abwassertanks

Beim Abwassertank bilden sich aus nachvollziehbaren Gründen noch eher Kulturen und Biofilme, als dies beim Frischwasser der Fall ist. Für die Tankreinigung und die theoretischen Grundlagen dazu gibt es zahlreiche Tipps und Hinweise, z.B. im Campingwiki des Womoverlages. Außerdem gibt es eine ganze Reihe von Reinigungsmitteln für den Abwassertank im Campingbedarf. In der Praxis bestimmen auch hier meist praktische Erwägungen, wie man vorgeht, und manchmal sind es ganz einfache Lösungen: Verbreitet ist z.B. die Verwendung von einfacher Chlorbleichlauge (z.B. DanKlorix) in unterschiedlichen Konzentrationen, die einfach für eine Weile in den Tank gegeben wird.